Der Mensch hat

  • zwei Polaritäten: das Männliche und das Weibliche
  • zwei Dimensionen: das Irdische und das Göttliche

Der Weg der Mitte ist die Spiritualität. Um sie zu finden, sind beide Polaritäten notwendig.

Die männliche Energie wird durch eine horizontale Linie dargestellt. Das ist das Konkrete, das Sichtbare, das Sterbliche, die Materie, die Handlung, das Tun.

Die weibliche Energie wird durch eine vertikale Linie dargestellt. Das ist das Abstrakte, das Unsichtbare, das Unsterbliche, der Geist, die Meditation, des Nicht-Tun.

Wenn wir nur in die materielle Energie oder nur in die göttliche Energie gehen, entfernen wir uns von unserer zentralen Achse. Der Weg der Mitte ist die Spiritualität.

Nehmen wir das Beispiel von Siddharta:

Siddharta Gautama ist der Sohn eines kleinen Königs in einer armen Gegend Nordindiens. Er verbringt sein Leben in dem kleinen Palast seines Vaters und erhält eine Erziehung, die ihn auf seine Rolle als zukünftiger König in einem Leben des Überflusses und der fleischlichen Gelüste vorbereitet, und er hat keine Vorstellung von den Lebensbedingungen der Menschen in der Umgebung.  Eines Tages, als er gegen den Willen seines Vaters einen Ausflug außerhalb des Palastes unternimmt, begegnet er einem gebrechlichen alten Mann, der krank und erschöpft, ohne Schutz und ohne Obdach ist und seinen Tod bereits vor Augen hat. Als zweites sieht er einen Trauerzug auf dem Weg zum Scheiterhaufen. Zum Schluss läuft ihm ein Mönch über den Weg, der ohne Leid und ohne Hass um ein Almosen bittet. Daraufhin beschließt Siddharta, auf seinen Thron zu verzichten und sein Leben dem Lösen des Problems vom Leben und Tod und der Ursachen des Leidens zu widmen. Unerkannt schließt er sich den Gruppen der Mönche an, die durch die Berge ziehen. Er folgt den unterschiedlichen Lehren dieser verschiedenen Gruppen und gibt sich einem asketischen Leben in Armut und Einfachheit und mit hinduistischer Meditation hin. Sechs Jahre wandert er auf diese Weise umher. Eines Tages befindet er sich in der Nähe eines Flusses, auf dem ein Lautenlehrer in einem Boot seinen Schüler lehrt, wie er mit dem Instrument umzugehen hat. Er hört, wie der Lehrer zu seinem Schüler sagt: „Spann die Saite nicht zu sehr, damit sie nicht reißt.“ Und dann fügt er noch hinzu: „Aber wenn du sie nicht genug spannst, gibt es keinen Ton.“ In diesem Moment begreift Siddharta den Weg der Mitte.